Affären à la Carte: Prominent besetzte, beißende Gesellschaftskomödie über das Treffen eines Freundeskreises.
In ihrer beißend ironischen Gesellschaftssatire deckt die renommierte Autorin und Regisseurin Danièle Thompson Lügen und Geheimnisse einer bourgeoisen Pariser Clique auf.
Ein wenig irreführend ist der Titel schon. Dennoch trifft er den Kern von Danièle Thompsons vierter Regiearbeit. Geht es doch in „Affären à la Carte“ sowohl um lukullische Genüsse als auch um die libidinösen Verstrickungen von fünf Männern und fünf Frauen im Paris von heute. Doch während man als Zuschauer beim Dinieren noch Zeuge sein darf, finden die eigentlichen Affären im Off statt, werden lediglich durch Blicke, Gesten angedeutet. Ansonsten wird in dieser Komödie, die zugleich Gesellschaftssatire und Hommage an die Liebe und das Liebesleben ist, vor allem geredet, diskutiert und argumentiert - nicht erst seit Eric Rohmer eine Spezialität des französischen Films. Thompson, Tochter des legendären Filmemachers Gérard Oury, wirft hier ihre geballte Erfahrung von 40 Jahren Autorentätigkeit („Das Superhirn“, „La Boum - Die Fete“ oder „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“) in die Waagschale. Sie lässt das Publikum teilhaben an einem lauen Frühsommerabend, an dem ML (Karin Viard) und ihr Ehemann Piotr (Dany Boon) ihre liebsten Freunde zum Diner zu sich nach Hause einladen. Doch kaum sind alle Gäste versammelt, ist längst nicht mehr alles so eitel Sonnenschein wie es zunächst den Anschein hatte. Denn anstatt sich des Daseins und der dargebotenen Leckereien zu erfreuen, wird hinter aller Rücken getuschelt, gestichelt und intrigiert. Da ist etwa die schöne Mélanie (Marina Fois), die ihren Ehemann, den Arzt Alain (Patrick Bruel), mit einem Jockey betrügt. Oder Piotr selbst, der etwas mit Sarah (Emmanuelle Seigner), der Frau von Lucas (Christopher Thompson), einem Arbeitskollegen von ML, hat, während diese sich wiederum auf ein Techtelmechtel mit ihrem Küchenarchitekten Jean-Louis (Laurent Stocker) eingelassen hat. Ein Jahr später soll das Diner dann erneut stattfinden. Doch Mélanie sitzt nach einem Autounfall im Rollstuhl, Sarah hat ihren Mann verlassen und ML erfährt, dass sie schwanger ist - mit 42 - von Piotr, der eigentlich gerade mit Sarah noch mal von vorn anfangen wollte.
Danièle Thompsons Blick ins Innenleben der französischen Bourgeoisie ist entlarvend und oft bösartig, trotzdem denunziert sie ihre Protagonisten nicht, zeigt sie durchaus liebevoll als Menschen mit all ihren Schwächen. Das Darsteller-Ensemble dankt es ihr mit grandiosen Performances, allen voran Thompsons Sohn Christopher, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, Emmanuelle Seigner, von deren Mann Roman Polanski übrigens das im Abspann erwähnte Rezept zum polnischen Gericht Bigos stammt, und Komiker Dany Boon, der zuletzt in „Willkommen bei den Sch’tis“ auch bei uns einen großen Erfolg landen konnte. Wer großes Schauspieler-Kino, bissigen Wortwitz im Besonderen und das französische Kino im Allgemeinen liebt, wird sich diese „Affären à la carte“ wie eine Mousse au chocolat auf der Zunge zergehen lassen. lasso.