Der Guru: Disney-Komödie um einen materialistischen Programmdirektor, der sich durch einen Guru zum besseren Menschen wandelt.
Seit seinem phänomenalen Comeback mit „Der verrückte Professor“ segelte Eddie Murphy nach einem anhaltenden Karrieretief wieder obenauf. Doch die sich auch ernsthaft mit spirituellen Fragen beschäftigende Disneykomödie „Holy Man“ bescherte ihm jetzt mit einem Wochenendeinspiel von lediglich 5,1 Mio. Dollar einen der bescheidensten Starts seiner Laufbahn. Zwar portraitiert Murphy den Titelcharakter, nimmt jedoch lediglich zweitrangige Rolle ein. Der Fokus ist auf Jeff Goldblum
(„
Jurassic Park„) gerichtet, der sich durch Charakter-Yoga vom egoistisch-materialistischen Programmdirektor eines Home Shopping-Senders zum besseren Menschen entwickelt.
Die Inszenierung geht auf das Konto von Stephen Herek (“ 101 Dalmatiner“), der mit einem Drehbuch vom „
Der Club der toten Dichter„-Drehbuchautor Tom Schulman arbeitete. Schulman zeichnet zudem für das Drehbuch der gefloppten schwarzen Komödie „8 Heads In A Duffle Bag“ verantwortlich, was ihm wie Herek einen Background von sowohl humor- als auch anspruchsvollerem Material verleiht. In „Holy Man“ versuchen sie diese beiden Ambitionen unter einem Heiligenschein zu vereinen und das Ergebnis ist
filmisch weder Fisch noch Fleisch. Der Erzählton schwankt oftmals ein wenig unentschlossen zwischen Satire, Gesellschaftskritik, New-Age-Weisheiten und Love-Story, es bildet sich kein homogenes Ganzes. Der größten Fehltritt ist jedoch, Komikkanone Murphy die zweite Geige zuzuweisen. Glatzköpfig und mit schimmerndem Rehblick wandert er als der spirituelle Pilgrim G mitten auf einem dichtbefahrenen Highway Miamis in das Leben von TV-Direktor Ricky Hayman (Goldblum) und der Marketinganalystin Kate Newell (Kelly Prestons unvorteilhafte Kostüme fallen ins Auge). Hayman steht kurz davor, seinen Job zu verlieren, doch mit der Hilfe Gs, wendet sich alles lukrativ zum Guten. Denn G versteht die tieferen Bewußtsseinsschichten der Zuschauer anszusprechen, und obwohl er sich gegen Materialismus und für
Nächstenliebe ausspricht, steigen die Verkaufszahlen in göttliche Höhen. G macht den ganzen Konsumzirkus aus Freundschaft für Hayman mit und dieser versucht ihn mit einer Lüge vom weiterwandern abzuhalten. Damit verscherzt sich Hayman die Zuneigung der gewissenhaften Kate, und sein Leben steht am Scheidepunkt.
Die Szenen beim Shopping-Kanal liefern erwartungsgemäße Satirezielscheiben von doppeldeutig angepriesenen Waschmittel-Eiern hin zu Morgan Fairchild am elektrischen Facelift-Gerät. Murphy gibt einen erstaunlich glaubwürdigen Guru ab, der gekonnt kindlichen Schalk und salbungsvolles Gebaren kombiniert. Da der Prophet im eigenen Land bekannterweise nichts gilt, bleibt abzuwarten ob
der botschaftsgeladenen Komödie im Ausland mehr Erfolg beschert sein wird. ara.