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Die große Reise

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Le grand voyage: Mischung aus Roadmovie, Kammerspiel und Vater-Sohn-Drama vor dem Hintergrund der weiten Landschaften des Balkans und des Nahen Ostens.

Poster

Die große Reise

Handlung und Hintergrund

Der in Frankreich aufgewachsene Réda (Nicolas Cazalé) ist nicht gerade begeistert, als ihn sein konservativer und streng gläubiger Vater (Mohamed Majd) auffordert, ihn auf der Pilgerreise nach Mekka zu begleiten. Nun liegen 5.000 Kilometer Fahrtstrecke in einem zu allem Überfluss lächerlich angemalten Kleinwagen vor den beiden Männern, die sich so wenig zu sagen haben. Dann aber kommen sich die Generationen durch gemeinsame Abenteuer doch näher.

Der Marokkaner Ismaël Ferroukhi, der selbst in Frankreich aufgewachsen ist, weiß, wovon er in seinem ersten Spielfilm und Roadmovie mit Toleranzmessage berichtet. Er selbst hat eine Tour wie diese erlebt.

Der junge Franzose Réda, Sohn marokkanischer Einwanderer, steht kurz vor dem Abitur, als sein Vater von ihm verlangt, dass er ihn auf der traditionellen Pilgerreise nach Mekka begleitet. Ein Flug kommt für den alten Mann nicht in Frage - Réda soll ihn mit dem Auto fahren. Nur langsam überwinden der gläubige Muslim und der in Frankreich aufgewachsene Sohn auf der Reise die kulturelle Kluft zwischen ihnen.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Ismaël Ferroukhi
Produzent
  • Humbert Balsan
Darsteller
  • Nicolas Cazalé,
  • Mohamed Majd,
  • Jacky Nercessian,
  • Ghina Ognianova,
  • Kamel Belgahzi,
  • Atik Mohamed,
  • Malika Mesrar El Hadaoui,
  • François Baroni,
  • Krassi Kpacu,
  • Kiril Kavadarkov,
  • Blajo Wymenski,
  • Dean Matchev,
  • Erol Atac,
  • Sadik Deveci,
  • Nihat Nikerel,
  • Kadir Kaparoglu,
  • Name Ugantas,
  • Leila Fadili
Drehbuch
  • Ismaël Ferroukhi
Musik
  • Fowzi Guerdjou
Kamera
  • Katell Djian
Schnitt
  • Tina Baz

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
2 Bewertungen
5Sterne
 
(2)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Blaugraue Nebelschleier schweben im Morgengrauen über Istanbul, während die Muezzins zum Gebet rufen. Es ist ein Bild des Friedens und der Ruhe. Dem Regisseur Ismaël Ferroukhi gelingt es in nur einem Bild den Zauber einer erwachenden Stadt des nahen Ostens zu zeigen. Auch die Schönheit der Landschaften der langen Reise von Frankreich bis nach Saudi-Arabien wird in stehenden Bildern eingefangen. Sie liefern den Hintergrund der konfliktreichen und intensiven Vater-Sohn-Geschichte, ausgetragen von zwei großartigen Hauptdarstellern.

      Mohamed Majd und Nicolas Cazalé gelingt es mit scheinbarer Leichtigkeit, den inneren Kampf der Figuren mit nur minimalen Mitteln darzustellen. Man kann fast sagen, sie reden, indem sie schweigen. Denn das Heben einer Augenbraue und das Zucken eines Mundwinkels werden in diesem Film zu beredten Gesten, die mehr ausdrücken, als Worte es könnten.

      Die beiden spielen auf mitreißende Weise einen Vater und seinen Sohn, deren Lebensentwürfe und Werte sich so sehr voneinander unterscheiden, dass sie erst einen langen Weg zurücklegen müssen, bis sie gegenseitiges Verständnis aufbringen können. Dass beide mitunter sture Dickköpfe sind, macht die Handlung amüsanter, ihr Verhältnis zueinander aber nicht leichter.

      Denn je länger beide auf ihrem Standpunkt beharren, desto unmöglicher wird es, einen gemeinsamen Weg zu finden, bzw. gemeinsam einen Weg zurückzulegen. Erst wenn beide bereit sind, über die eigenen Werte hinaus die Werte des anderen zu akzeptieren, ist eine Aussöhnung möglich. Obgleich das nach moralischem Zeigefinger klingt, gelingt es dem Regisseur sehr gut, eine neutrale und distanzierte Sicht auf die Figuren zu bewahren und ihnen gleichmäßigen Raum zu gewähren.

      Der Film erzählt nicht bloß von einem Konflikt zwischen Vater und Sohn. Es ist auch der Konflikt zwischen Alt und Jung, von Tradition und Moderne, Ost und West. „Die große Reise“ präsentiert dem westlichen Zuschauer dabei ein Bild des Islam, wie es derzeit in den Medien eher weniger vertreten ist. Der Islam als Religion der Menschlichkeit, der Güte und des Friedens, so wie er von der großen Mehrheit der Moslems gelebt wird. Ein Islam also, der nichts mit Klischees und den negativen Auswüchsen einer radikalen Minderheit zu tun hat.

      Insgesamt betrachtet ist „Die große Reise“ ein intensiver Film über das Zueinanderfinden zweier Menschen, der den Zuschauer zudem durch die sehr schönen Landschaften des nahen Ostens führt. Zusätzlich ausgestattet mit sehr guten Schauspielern, einer Musik, der es gelingt, die Stimmung des Films zu unterstützen, ohne die Bilder zu verdrängen und einer Prise feinen Humors, kann das Spielfilmdebüt von Ismaël Ferroukhi nur als sehr gelungen bezeichnet werden.

      Fazit: Ein gelungener, schöner und sehenswerter Film.
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    2. Die große Reise: Mischung aus Roadmovie, Kammerspiel und Vater-Sohn-Drama vor dem Hintergrund der weiten Landschaften des Balkans und des Nahen Ostens.

      Religions- und Generationenkonflikt: Auf der traditionellen Pilgerreise nach Mekka entwickelt ein in Frankreich aufgewachsener und westlich orientierter junger Mann Verständnis für seinen gläubigen Moslem-Vater.

      Der Graben zwischen dem Sohn marokkanischer Einwanderer und seinem betagten Vater könnte größer nicht sein. Réda, der mit Religion nichts am Hut hat, steht kurz vor dem Abitur, flirtet mit seiner Freundin und fühlt sich als Franzose. Sein Vater verlangt, dass er ihn mit rostigen Peugeot nach Mekka chauffiert. Während der abenteuerlichen Fahrt über 5000 Kilometer durch die weiten Landschaften von Italien, dem Balkan und die Türkei bis Saudi-Arabien kommt es zur offenen Konfrontation zwischen zwei Lebensentwürfen und Kulturen. Der autoritäre Alte, der sich weigert, die Sprache des Gastlandes zu sprechen, wirft das Handy des Jungen weg und zwingt ihn unmerklich, sein Verhaltensmuster und seine Haltung zum Leben zu überprüfen. Die Kommunikation läuft über karge Dialoge und tiefes Schweigen.

      Der Weg ist das Ziel. Ismael Ferroukhi, in Marokko geboren und seit seinem dritten Lebensjahr in Frankreich ansässig, erzählt eine einfache Geschichte vom Machtkampf zwischen Vater und Sohn, vom beiderseitigen Lernprozess. Neben der gesellschaftlichen zeigt der Film auch die private Dimension auf, stellt Fragen nach der Zerrissenheit in Herkunft, Sprache und Kultur. Die Hadsch als Selbstfindung. Auf der einen Seite der Sohn, für den Integration Verleugnung und Distanzierung seiner Herkunft bedeuten, auf der anderen der aus seinen Wurzeln Kraft schöpfende Vater, der sich fremden Einflüssen verweigert. Ferroukhi verzichtet bewusst auf Vorgeschichte und Psychologie der Figuren, fokussiert sich auf das Wesentliche, den Identitätskomplex. Ganz nebenbei versucht er auf dieser inneren und äußeren Reise, das durch fundamentalistischen Terror beschädigte Image des Islam zu relativieren. Ein Plädoyer für Toleranz und Differenzierung in Zeiten, wo Extremisten Religion für ihre politischen Ziele missbrauchen. Zum ersten Mal durfte übrigens ein Spielfilm im Schatten der Kabaa gedreht werden. mk.
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