Die Patin: Dreiteiliges TV-Event mit Veronica Ferres in der Hauptrolle.
So hat man La Ferres noch nie gesehen. Im ersten Dreiteiler der RTL-Geschichte mausert sie sich unter der Regie von Miguel Alexandre von der braven Hausfrau zur Mafiosa.
Bereits dem Anfang wohnt Symbolkraft inne: Katharina Almeda (Veronica Ferres) tappt beim Geburtstag ihrer kleinen Tochter als blinde Kuh hinter den Kindern her. Wenig später kommt es zum Streit mit ihrem pubertierenden Sohn und ihr Mann, der scheinbar unbescholtene, erfolgreiche Geschäftsmann Max (Jeroen Willems) wird verhaftet. Die Leichtigkeit in ihrem Leben ist plötzlich fort, stattdessen muss sie, ebenso unsicher und „blind“ wie zuvor im Spiel, das dunkle Geheimnis hinter dem Wohlstand ihrer Familie ergründen. Sie findet heraus, dass Max in kriminelle Machenschaften verstrickt war und jahrelang ein Doppelleben führte. Um ihn zu retten, hat sie nur eine Chance: sie muss seine Geschäfte mit der Mafia zum Abschluss bringen. Mutig nimmt sie Kontakt zu dem russischen Mafiosi Assinowitsch (Mikael Persbrandt, bekannt aus „Kommissar Beck“) auf. Zunächst läuft alles gut, aber dann geraten ihre Kinder zwischen die Fronten.
Mit „Die Patin“ glänzen RTL und Teamworx auf allen Ebenen. Das Drehbuch von Christoph Darnstädt (Headwriter von „Abschnitt 40“ und Autor ausgezeichneter Filme wie „Das Zimmermädchen und der Millionär“) bietet eine überzeugende Mischung aus Thriller und Familiendrama. Miguel Alexandre bringt, wie schon bei „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, Veronica Ferres zu Höchstleistungen, zudem spürt man, welche Spiellust die Zusammenarbeit mit grandiosen Schauspielern wie Axel Prahl (in einer preiswürdigen Leistung als Hauptkommissar) und Mikael Persbrandt entfachte. Der Regisseur liefert Spannung, spektakuläre Schauplätze und eine gewagte, aber überzeugende visuelle Umsetzung (Kamera: Jo Heim), ohne die Gefühle seiner Hauptfiguren aus dem Blick zu verlieren. Obgleich die Geschichte Facetten einer Räuberpistole hat, bleiben die Figuren glaubwürdig. Wenn Katharina Almeda bei einer Geldübergabe vor den lauernden Mafiosi fünf Millionen Dollar akribisch nachzählt, spielt sie damit ihre Naivität aus und sorgt für ein Schmunzeln bei den Zuschauern - dass ihr Verhalten einen Sinn hatte, der sich erst später erschließt, gehört zur hohen Kunst des Drehbuchschreibens, der Inszenierung und des Schauspiels. Und das ist nur einer der vielen Glücksmomente bei „Die Patin“. sw.