Der kleine Rabe Socke stammt aus den Kinderbüchern von Nele Moost und Annet Rudolph und ist mit seinen Abenteuern auch den Zuschauern der TV-Reihe Sandmännchen ein Begriff. Nun bekommen der freche Vogel und seine Freunde einen Auftritt im Kino, mit einem neuen Abenteuer in Spielfilmlänge aus der Feder von Katja Grübel. Die Regisseure Ute von Münchow-Pohl und Sandor Jesse haben in der klassischen Animation mit schönen, farblich dezenten Wasserfarben-Hintergründen auf Figurentreue geachtet: Socke, Wolle und die anderen sehen so aus wie in den Original-Illustrationen und haben auch ihre wichtigsten Eigenschaften beibehalten.
Socke flunkert ziemlich viel, weil er erstens voller Ideen und Fantasie steckt und es zweitens nicht gerne zugibt, wenn er Angst hat oder etwas verbockt hat. Diesmal aber findet Eddi-Bär heraus, dass Socke ihm gar kein neues Dreirad besorgt hat, wie er behauptet, und will nicht mehr sein Freund sein. Weil Socke aber Angst hat, sich ganz alleine auf die Suche nach den Bibern zu machen, bittet er Wolle, mitzukommen. Das Schaf ist das ängstliche Tier von allen, und sagt Socke auch warum: Weil ich lesen kann. Ständig blättert Wolle in einem Buch über die Gefahren der Welt, aber es begleitet Socke, und der gutmütige Eddi stößt später auch hinzu.
Die Abenteuer, die das Trio auf seiner Reise zu den Bibern jenseits des Waldes erlebt, kreisen um die zwei Themen Mut und Freundschaft. Sogar ein wenig Grusel ist dabei, wenn Eddi sich unfreiwillig in einen Vorhang hüllt und die beiden anderen ihn für ein Gespenst halten. Der vorlaute Rabe hat öfter Angst, als er zugeben will, während Wolle auf eine Herde Schafe stößt, die in einem Stall eingesperrt sind und sich ein Leben in Freiheit nicht zutrauen. Wolle wird sie dazu ermutigen, wild und gefährlich zu leben, wie Socke das immer sagt. Selbst das hilfsbereite Bibermädchen Fritzi hat vor etwas Angst und braucht ebenfalls die Unterstützung von Freunden. Socke und die anderen erleben immer wieder, dass sie gemeinsam auch schwierige Situationen meistern können. Und auch zu Hause im Wald beim Staudamm lässt sich der treue Freund Stulle einiges einfallen, damit niemand von Sockes Missgeschick erfährt, solange er unterwegs ist.
Wolle weiß, was man tun muss, wenn man Angst hat, zum Beispiel nachts im Dunkeln, fern von zu Hause: Man muss singen. Immer wieder singen also die Freunde, um sich Mut zu machen. Der Musiker Jan Delay leiht dem Raben seine Stimme und Katharina Thalbach spricht für Frau Dachs. Die farbenfroh, aber nicht grell gestalteten Figuren erleben viel Slapstick, wie er kleinen Kindern Spaß macht: Mal ist die frisch gewaschene Wäsche von Frau Dachs in Gefahr, mal endet eine wilde Talfahrt im Sumpf. Eddi fängt an zu spinnen, nachdem er giftige Beeren probiert hat, und glaubt, er könne fliegen, was natürlich sofort widerlegt wird.
Auffallend sind auch die vielen hübschen Ideen, die für Situationskomik sorgen. Erwartungen werden auf lustige Weise konterkariert, die Freunde riskieren füreinander einiges und lassen die Zuschauer mitfiebern, wenn sie sich in ihrer Probierfreude ein wenig vergaloppieren. Trotz der vielen kleinen Ereignisse ist das Tempo, vor allem der Dialoge, eher verhalten, was die kindlich sympathische Wirkung der leicht tollpatschigen Figuren verstärkt.
Fazit: Der klassische Zeichentrickfilm Der kleine Rabe Socke bietet slapstick- und ideenreiche kleine Abenteuer für die ganz jungen Zuschauer.