Echte Kerle: Warmherzige, flott und pfiffig inszenierte Geschichte, über einen Polizisten der seine Machohaltung verliert.
Die Komödie, in ihren Erhebungen wie Niederungen, ist noch immer das kommerziell erfolgversprechendste Feld, auf dem der deutsche Film seine Kämpfe um Zuschauer austrägt. Mit Rolf Silbers warmherziger Macho-Farce „Echte Kerle““ schickt die Buena Vista nun eine neue deutsche Produktion in die Kinos, die in diesem Genre schon verloren geglaubte filmische Qualitäten ebenso in sich trägt wie langen Atem und Zugkraft an der Kinokasse.
Daß „Echte Kerle“ auf den ersten Blick an Wortmanns Mega-Hit „
Der bewegte Mann“ erinnert, dürfte den Verleih am wenigsten stören - und den Zuschauer letztlich auch nicht, denn selbst wenn hier ein weiterer Macho nach gescheiterter Hetero-Beziehung bei einem Schwulen in der Wohnung landet, nutzt Regisseur Rolf Silber diese Prämisse nicht als Melkkuh für brachiale Gags. Auch Silbers Mann, der kernige Kommissar Christoph Schwenk (Christoph M. Ohrt), bewegt sich. Allerdings schnurstraks fort vom Schunkelhumor der Schweiger’schen Abenteuer, durch einen sorgfältig und pfiffig inszenierten Lernprozeß hindurch, zu einem besseren, weil toleranteren Menschen. Schwenk wird von seiner Verlobten aus der Wohnung geworfen und findet sich nach einer verzweifelt durchzechten Nacht im Bett eines schwulen Automechanikers (intelligent, zurückhaltend und universal sexy: Tim Bergmann). Mangels anderer Möglichkeiten bleibt Schwenk zunächst dort wohnen, und während er seine latente Homophobie allmählich abzustreifen lernt, wundern sich seine Polizistenkollegen darüber, daß der frühere Fußball- und Zwölfzylinder-Prolet plötzlich ein tieferes Verständnis für die Frauen entdeckt. Ganz besonders für eine, die neue Mitarbeiterin nämlich (gebranntes Kind mit zaghaften Hoffnungen hinter selbstbewußtem Auftreten: Carin C. Tietze), die Schwenk bei einer Überwachungsaktion von Autoschiebern kennenlernt. Sehr geschickt vermeidet Silber es, die sich selbstverständlich anbietenden „anzüglichen“ Situationen (Huch, ein nackter Mann in meiner Wanne!) und Liebesverwicklungen auf Lacher auszubeuten, während er gleichzeitig mit charmanten Running Gags und mit scharfem Messer geschnitzten Nebenfiguren konstant seinen humorigen Unterton bewahrt. Tatsächlich entscheidet sich Silber schon recht früh, einen miteingewebten Krimi-Subplot nicht weiterzuverfolgen und sich dafür ganz auf die Verwandlung Schwenks zu konzentrieren. Und für Christoph M. Ohrt („
Nur über meine Leiche„) scheint der Cop Cum Lover die Rolle seines Lebens zu sein. In einigen Szenen buchstäblich berstend vor komödiantischer Energie, reduziert er seine Figur dennoch stets auf ihren inneren Konflikt, um schließlich - frei von Schwulst oder Manierismen - „unmännliche“ Verletzlichkeit in menschliche Stärke umzuwandeln. Das ist nicht nur in höchstem Maße unterhaltsam, sondern auch von solch aufrichtiger Anteilnahme geprägt, daß man es schmunzelnd hinnimmt, wenn der Film in seinem liebenswürdigen, politisch korrekten Eifer ein wenig übers Ziel hinausschießt: Am Schluß ist irgendwie jeder ein bißchen schwul, und jeder, einschließlich des Zuschauers, bekommt sein Stück vom Glück. evo.