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Factotum

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Factotum: Gelungene Verfilmung des Romans von Charles Bukowski über einen Mann, der beim Weg nach unten Frauen, Alkohol und Jobs verschleißt und nur im Schreiben Momente des Friedens findet.

Poster

Factotum

Handlung und Hintergrund

Henry „Hank“ Chinaski (Matt Dillon) hat keine Lust, den Ansprüchen seiner Umwelt zu genügen. Statt in stumpfsinnigen Jobs zu versauern, hängt er lieber mit anderen Losern und Lebenskünstlern in der Bar herum und verewigt seine mitunter ganz schön bizarren Alltagsbeobachtungen in Kurzgeschichten, die ebenso regelmäßig von den Verlagen abgelehnt werden. Unterschlupf findet er bei Freundin Laura (Marisa Tomei) und deren Sugar Daddy, dem exzentrischen Künstler Pierre (Didier Flamand).

Gewagter Schritt von Hollywood-Beau Matt Dillon, in die nicht besonders attraktive Haut des trinkfesten Skandalliteraten Charles Bukowski bzw. dessen literarischen Alter Egos zu schlüpfen. Regie beim heiter-melancholischen Trip durch die Gosse führt der Norweger Bent Hamer („Kitchen Stories„).

Henry Chinaski will sich nicht so recht in die Gesellschaft fügen. Er säuft wie ein Loch, verliert nicht nur deshalb selbst die schäbigsten Jobs und findet nur beim Niederschreiben seiner Erlebnisse kurze Momente des Glücks - auch wenn seine Geschichten regelmäßig von Verlagen abgelehnt werden. Kurz lebt Chinaski mit der nicht minder dem Alkohol zugetanen Jan zusammen, danach kommt er mit seinen wenigen Besitztümern bei Laura unter, die sich von einem exzentrischen Millionär aushalten lässt. Aufwärts geht es allerdings nicht, bis eine von Henrys Kurzgeschichten endlich akzeptiert wird.

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Darsteller und Crew

  • Matt Dillon
    Matt Dillon
  • Lili Taylor
    Lili Taylor
  • Marisa Tomei
    Marisa Tomei
  • Bent Hamer
    Bent Hamer
  • Fisher Stevens
  • Didier Flammand
  • Adrienne Shelly
  • Karen Young
  • Tom Lyons
  • Jim Stark
  • Christine K. Walker
  • John Christian Rosenlund
  • Pål Gengenbach
  • Kristin Asbjørnsen
    Kristin Asbjørnsen

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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1 Bewertung
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Kritikerrezensionen

    1. Henry Chinaski ist das literarische Alter Ego des US-amerikanischen Dichters und Schriftstellers Charles Bukowski – Bent Hamers Film „Factotum“ basiert auf dem 1977 erschienenen, gleichnamigen Roman des Autors, dessen Werk immer um notorische Trinker am Rande der Gesellschaft kreist. Der norwegische Regisseur hat die Geschichte für die Leinwand adaptiert und erzählt sie in ruhigen, getragenen Bildern. Er erzeugt eine stoisch-melancholische Stimmung, wird aber nie pathetisch, wenn er das trunkene Leben und das wiederholte Scheitern seiner Hauptfigur begleitet. Vielmehr kommt in zahlreichen Momenten ein feiner, schwarzer Humor ins Spiel, der eigentlich tragischen Situationen ins Absurde führt.

      Dazu trägt die als Stilmittel regelmäßig eingesetzte Off-Stimme von Henry Chinaski bzw. Matt Dillon einen guten Teil bei, die immer wieder einen zynischen, lakonischen Kommentar zu den Geschehnissen parat hat. Als der Protagonist einmal im Knast landet, sagt er etwa: „I don’t like jail, they got the wrong kind of bars in there.“

      Mit Matt Dillon hat Hamer einen Hauptdarsteller gefunden, der die Bukowski-Figur weit weniger selbstzerstörerisch anlegt, als seinerzeit Mickey Rourke in „Barfly“. Er ist schlauer und charmanter, er stellt sich seinem Leben, auch wenn es ihm immer wieder entgleitet. Hamers Film konzentriert sich auf das Leben außerhalb der Bars, auf die halbwegs nüchternen Momente des Protagonisten, auch wenn diese immer wieder am Tresen und in der Trunkenheit münden.

      Er zeigt Chinaskis ständiges Scheitern, aber ebenso seine angestrengten Versuche, wieder teilzuhaben am „American Way of Life“. Sechs Jobs verschleißt er in „Factotum“, von Anfang an wird er gefeuert, bewirbt sich erneut, und wird wieder gefeuert. Dabei sind die Kündigungsgründe meist sehr stichhaltig: ein Lieferwagen etwa, an dem noch ein gelbes Stromkabel hängt und aus dessen geöffnetem Heck literweise Wasser auf die Straße fließen, als der Chef vorfährt. Hätte Henry Chinaski beachtet, dass sein Kühlwagen noch am Stromnetz hängt, ehe er losgefahren ist, hätte er nochmals überprüft, ob die Hecktür auch wirklich schließt, und hätte er sich nicht gleich in der ersten Kneipe, die auf seiner Tour lag, einen Whiskey bestellt, dann hätte er einen Job weniger verloren.

      Bent Hamer gelingt es stets, die Gefühle seiner Figuren in einzelnen, komplexen Einstellungen auszudrücken. Gefühle wie Hilflosigkeit, die sichtbar wird während der Trennung von Henry und Jan: da wacht er auf, geht ins Bad, um sich zu übergeben, holt sich aus der Küche ein Bier, setzt sich an einen Tisch neben dem Bett und trinkt mühevoll, dann steht sie auf, übergibt sich ebenfalls, schleppt sich zurück aufs Bett und zündet sich eine Zigarette an. Mit der lapidaren Erklärung, er müsse allein sein, steht er auf, zieht seine Hose über, greift sich seine Tasche und verschwindet. Ihre unbeholfenen Versuche, ihn festzuhalten, ihre kraftlosen, müden Worte hindern ihn nicht daran.

      Oder Gefühle wie Einsamkeit: in einem seiner zahlreichen, unliebsamen Jobs blickt Henry aus einem Fenster, während die Kamera von ihm wegfährt. Immer kleiner wird der Mann am diesem einzigen Fenster in der backsteinfarbenen Fassade eines Fabrikgebäudes - ein verlorenes Individuum in der Anonymität der Großstadt.

      Fazit: Großartiges Charakterdrama über einen ständig alkoholisierten, arbeitslosen Schriftsteller - nach einem Roman von Charles Bukowski.
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    2. Factotum: Gelungene Verfilmung des Romans von Charles Bukowski über einen Mann, der beim Weg nach unten Frauen, Alkohol und Jobs verschleißt und nur im Schreiben Momente des Friedens findet.

      Knapp 20 Jahre nach „Barfly“ wagt sich erneut ein europäischer Regisseur an eine Adaption einer Vorlage des Trinkerpoeten Charles Bukowski. Dabei kann Bent Hamer nicht nur auf seinen trockenen skandinavischen Humor vertrauen, sondern auch auf einen Matt Dillon, der nie weiter entfernt von seinem Posterboy-Image war - und nie besser.

      „Faktotum“, 1975 als zweiter Roman des 1920 in Andernach geborenen und am 9. März 1994 an Blutkrebs verstorbenen Charles Bukowski veröffentlicht, ist nicht minder autobiographisch wie dessen Vorlaufer „Der Mann mit der Ledertasche“ oder das von Bukowski verfasste Drehbuch zu Barbet Schroeders „Barfly“ von 1987 mit Mickey Rourke in der denkwürdigen Titelrolle. Stets ist es sein unverkennbares Alter ego Henry Chinaski, das durch eine schier endlose, episodische Abfolge von Eskapaden geschickt wird, die sich um Alkohol, Frauen, billige Absteigen und menschenunwürdige Billigjobs in beliebigen Kombinationen drehen. Motive von „Faktotum“ und diversen Kurzgeschichten Bukowskis fasst nun ausgerechnet der norwegische Regisseur Bent Hamer zusammen zu einer Ansammlung von Vignetten, die teils komisch, teils bizarr und beunruhigend sind, aber in ihrer distanzierten Art doch wie auch sein Vorgänger „Kitchen Stories“ immer jene Menschlichkeit erkennen lassen, die auch des Autoren Werke selbst in ihren düstersten Momenten auszeichnet. So entsteht das letztlich liebevolle Porträt eines vermeintlichen Verlierers, der sich ziellos durchs Leben treiben lässt und von Matt Dillon jenseits jeglicher Eitelkeit einfach nur hinreißend gespielt wird als ein Typ, der säuft wie ein Loch, bei Frauen landet, die noch mehr trinken als er, und an ihnen genauso scheitert wie selbst an den schäbigsten Jobs. Eigentlich wäre er als Figur ebenso unerträglich wie seine Situation, wären da nicht die kurzen Momente des Glücks, die er beim Niederschreiben seiner Erlebnisse empfindet - knochentrocken von Dillon aus dem Off vorgelesen - auch wenn seine Ergüsse regelmäßig von Verlagen abgelehnt werden, bis der Regisseur seinem ungerührt durch die Untiefen seiner Existenz tapernden Antihelden doch noch einen kurzen Moment des Triumphs gönnt. Ebenso fein und spitzfindig wie der lakonische Humor des Films und die zerknitterte Performance seines Stars sind die Darstellungen von Lili Taylor als nicht minder dem Alkohol zugetane Jan und eine beinahe unkenntliche Marisa Tomei als Laura, die sich von einem exzentrischen Millionär aushalten und Chinaski mit seinen wenigen Besitztümern zwischenzeitlich bei sich unterkommen lässt. Zu Recht einer der Hits in Cannes - eine Zier aller Arthouse-Kinos, die perfekte Fusion aus amerikanischem und europäischem Kino. deg.
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