Fünf Jahre nachdem er urplötzlich seine Familie verließ und den Kontakt abbrach, sieht die 17-jährige Alma ihren Vater Fred an einer U-Bahnhaltestelle in Berlin. Sie macht seine Arbeitsstelle ausfindig, nimmt Kontakt mit ihm auf und beginnt, Zeit mit ihm zu verbringen. Schon bald gehen die Gefühle beider über eine Vater-Tochter-Beziehung hinaus. Sie beginnen, sich erotisch voneinander angezogen zu fühlen.
Darsteller und Crew
Regisseur
Jeanette Wagner
Produzent
Juri Wiesner
Darsteller
Anna Fischer,
Lutz Blochberger,
Radik Golovkov,
Suzanne Vogdt,
Anton Rattinger,
Kathrin Enenkel,
Vivian Daniel,
Jörg Ratjen
Drehbuch
Jeanette Wagner
Musik
Josepha van der Schoot
Kamera
Francisco Dominguez
Schnitt
Frank Brummundt
Casting
Pia Marais,
Uwe Bünker
Bilder
Kritiken und Bewertungen
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Kritikerrezensionen
liebeskind Kritik
liebeskind: Deutsches Debütdrama, in dem sich eine 17-Jährige und ihr lange abwesender Vater voneinander angezogen fühlen.
Inzest ist ein Tabu und wird als Verbrechen betrachtet. Doch kann man eine Liebe zwischen Vater und Tochter ächten, wenn sie gegenseitig ist?
Das Regiedebüt von Jeanette Wagner hat eine beachtliche Festivalkarriere erlebt: „liebeskind“ wurde beim Berliner Filmfest gezeigt und lief als einziger deutscher Spielfilm im Wettbewerb des Sundance Festivals; beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken wurde Hauptdarstellerin Anna Fischer als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Trotzdem fand sich kein Kinoverleih; nun erlebt der Film seine Premiere also in der Reihe „Gefühlsecht“, einer Hommage der ZDF-Redaktion „Kleines Fernsehspiel“ an junge deutsche Filme. Und „liebeskind“ ist dort alles andere als deplatziert. Mit seinen viele Nahaufnahmen und der ruhigen, fast sparsamen Kameraführung (Francisco Dominguez) sieht „liebeskind“ eindeutig mehr nach Fernsehen als nach Kino aus.
Auch die Geschichte ist nicht besonders spektakulär: Die junge Alma (Fischer) hat herausgefunden, dass ihr Vater, der Frau und Tochter vor vielen Jahren schmählich im Stich ließ, wieder in der Stadt ist. Sie überrascht ihn am Arbeitsplatz, macht ihm eine Szene und verschwindet wieder. Alma ist ein flatterhaftes Mädchen, das ohne Umschweife zur Sache kommt; und Wagner inszeniert ihren Film genauso. Das lässt die Handlung zwangsläufig sprunghaft und episodisch erscheinen: Spontan hüpft Alma schon mal zu einem Fremden ins Cabrio und schwatzt ihm Geld für ein Eis ab. Sie hat keinen Plan, und so lebt sie auch.
Einzig Vater Fred (Lutz Blochberger) wird zu einer festen Größe und Wagners Geschichte zu einer Fallstudie, die man durchaus als bissigen Kommentar zum Zerfall des klassischen Familienmodells sehen kann: Wenn man keine Gelegenheit hatte, zu seinem Erzeuger eine soziale Beziehung aufzubauen, welche Rolle spielen dann noch biologische Gemeinsamkeiten? Allerdings wird diese Frage im Film nie ausgesprochen, wie man als Zuschauer seine Position ohnehin selbst finden muss; das macht „liebeskind“ angenehm unpädagogisch. Und reizvoll ist die Affäre zwischen Alma und Fred ohnehin, zumal Anna Fischer in der Tat hinreißend ist: keine provokant verführerische Lolita, sondern ein ganz normaler, pausbäckiger Teenager mit ganz gewöhnlichen Stimmungsschwankungen, weshalb das Lausbubengesicht unversehens voller Melancholie sein kann. Kein Wunder, dass der feige Fred am Ende die Waffen streckt und erneut das Weite sucht. tpg.