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Paradies: Hoffnung

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Paradies: Hoffnung: Abschluss von Ulrich Seidls "Paradies"-Trilogie um eine junge Frau in einem Schlankheitscamp.

Handlung und Hintergrund

Die 13-jährige Melli verbringt den Sommer in einem Diätcamp, während ihre Mutter in Kenia knackige Kerle kauft und die Tante in Wien Ungläubige missioniert. Zwischen hartem Training, Ernährungsberatung, heimlichen Partys und Zigaretten verliebt sie sich in den Arzt, der ihr Vater sein könnte. Der kämpft gegen ihre Verführungskünste, lässt nur halbwegs harmlose „Doktorspiele“ zu. Die erste Liebe endet in einer Enttäuschung, aber Hoffnung und Sehnsucht bleiben.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Ulrich Seidl
Darsteller
  • Michael Thomas,
  • Maria Hofstätter,
  • Melanie Lenz,
  • Joseph Lorenz,
  • Verena Lehbauer,
  • Vivian Daniel,
  • Johanna Schmid
Drehbuch
  • Ulrich Seidl,
  • Veronika Franz
Kamera
  • Wolfgang Thaler,
  • Ed Lachman
Schnitt
  • Christof Schertenleib
Casting
  • Eva Roth

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Mit dem ersten Liebeskummer eines pubertierenden Mädchens endet die kontrovers diskutierte "Paradies"-Trilogie des österreichischen Filmemachers Ulrich Seidl. In Cannes wurde 2012 "Paradies: Liebe", der kenianische Sex-Urlaub von Melanies Mutter, uraufgeführt. Ihre missionierende Tante war in "Paradies: Glaube" 2012 erstmalig in Venedig zu sehen. Melanies Diätcamp-Abenteuer "Paradies: Hoffnung" lief Anfang 2013 auf der Berlinale, wo er als der heiterste und versöhnlichste Beitrag der provokanten Dreierreihe kommentiert wurde.

      Anders als ihre korpulente Mutter hat die knospende Melanie gute Chancen beim anderen Geschlecht. Das schüchtern flirtende Mädchen erscheint täglich im Sprechzimmer des Camp-Mediziners und verdreht ihm den Kopf. Der Mann inszeniert neckische Abhörspielchen mit dem Stethoskop und kämpft dann mühsam gegen die eigenen Begierden an. Melanie fühlt sich auf halbem Weg stehen gelassen und weiß nicht, warum.

      Die Erwachsenen sprechen sowieso nicht wirklich mit den Jugendlichen. Im Camp herrscht ein militärischer Befehlston und die Teenager sind geduckt wie in einer Besserungsanstalt. Der meistens stumme Arzt taxiert Melanie wie eine Beute, die er sich ungerechterweise versagen muss. Der Film selbst ist auch nicht ganz frei von dem berechnenden Umgang mit Sexualität, den er thematisiert: Wenn die Freundinnen über die körperliche Liebe sprechen, Melanie sich völlig auf den Arzt fixiert oder volltrunken in der Disco begrapscht wird, vergisst man, wie jung sie noch ist.

      Abends auf den Zimmern, wenn die Jugendlichen unter sich sind, herrscht eine unbeschwerte Atmosphäre. Dann holen sie ein wenig nach, was ihnen tagsüber verwehrt blieb. Dank der improvisierten Dialoge und der jungen Laiendarsteller wirken die Szenen sehr authentisch. Und sie geben der Geschichte einen zuversichtlichen Anstrich, verglichen mit den trostlosen Vorgängerfilmen: Die Jugendlichen haben frischen Witz und die Möglichkeit, die unzulängliche Gegenwart bald in die Mottenkiste zu verabschieden. Melanie könnte lernen, emotionale Mogelpackungen zu durchschauen und sich den eigenen Wert nicht kleinreden zu lassen.

      Fazit: Zum Abschluss seiner Trilogie dreht Ulrich Seidl in "Paradies: Hoffnung" mit einem jungen Mädchen die erste Liebeskarte um – und entlarvt gewohnt provokant die Beziehungsarmut in der Gesellschaft.
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    2. Paradies: Hoffnung: Abschluss von Ulrich Seidls "Paradies"-Trilogie um eine junge Frau in einem Schlankheitscamp.

      Der dritte Teil von Ulrich Seidls Paradies-Trilogie führt in ein Diätcamp für Jugendliche und überrascht mit einem versöhnlichen Ende.

      „Wir werden trainieren, bis die Schwarten krachen und die Kilos purzeln“, die Worte des Trainers hören sich nicht nach einem entspannten Aufenthalt an. Aber die Jugendlichen in diesem Diätcamp wollen abnehmen und dafür nehmen sie einiges auf sich. Während die Mama in Kenia knackige Kerle kauft, die bigotte Tante in Wien Ungläubige missioniert, muss die 13-jährige Tochter und Nichte Melli in Niederösterreich ihren Body in Form bringen. Ulrich Seidl gelang der Hattrick, die drei Teile seiner Trilogie in Cannes, Venedig und Berlin zu präsentieren. „Paradies:Hoffnung“ erreicht zwar weder emotional noch visuell die Stärke von „Paradies: Liebe„, endet dafür versöhnlich. Das mollige Mädel verliebt sich in einen Arzt, der ihr Vater sein könnte und bringt ihn durch ihre Verführungsversuche ziemlich in die Klemme, die erste Liebe mündet in Enttäuschung. Seidl, dem es um die „Perversität von gesellschaftlichen Zwängen“ geht, spielt mit der düsteren Lolita-Spannung, ohne die zu erwarteten moralischen Ausrutscher. Wenn Melli mal seinen nackten Oberkörper mit dem Stethoskop abtasten darf, ist das schon der Höhepunkt der Doktorspiele. Auch in zwei märchenhaften und gewagten Waldszenen verzichtet der Österreicher auf zu große Peinlichkeiten und Irritation. Diesmal „denunziert“ er die Protagonisten nicht, sondern pflegt eine leichte Sympathie für die Hauptfigur und überlässt ihr und den anderen Laiendarstellerinnen das Feld. Zwischen Diät und Drill wird in dieser Coming-of-Age-Story improvisiert, plappern die Heranwachsenden über Sexpraktiken, Übergewicht, geschiedene Eltern und falsche Schönheitsideale, stopfen sich mit Junk-Food voll, rauchen und machen heimlich Party, ziehen nachts in die Dorf-Disco mit bösen Folgen. Melanie Lenz, aus deren Blickwinkel sich die Handlung entwickelt, war bei den Dreharbeiten erst 13 Jahre alt und wuppt die Rolle mit herzerfrischender Natürlichkeit. Seidl drehte chronologisch an Originalschauplätzen, der Film entstand bei ihm erst wie immer im Schneideraum. Die Kamera von Wolfgang Thaler und Ed Lachmann arbeitet wie gewohnt mit den berühmten Seidl-Tableaus, in denen Menschen ungeschminkt in strenger Kadrage in die Kamera schauen. Unter Paradies wird hier nicht der Ort der Handlung verstanden, sondern die Sehnsucht danach. Und die bleibt - trotz allem. mk.
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