Schattenwelt von Connie Walther ist ein weiteres tragisches Beispiel dafür, dass Trailer nicht immer unbedingt sinnvoll sind. Wie so oft, erfährt man durch die Trailer zum Film bereits viel zu viele Details, was speziell in diesem Fall dem Filmgenuss eindeutig schadet. Denn zwar werden nicht unbedingt die besten Szenen bereits vorweg genommen, aber und das ist viel schlimmer alle Schlüsselmomente! Der langatmige und zugleich etwas konfuse Anfang, durch den die Figur Valerie zunächst noch etwas undurchsichtig bleibt, wird durch den Trailer vollkommen sinnfrei und bisweilen sogar lächerlich, weil dort ihre Motivation preisgegeben wird. Und auch die ständige Thematisierung eines herbeigesehnten, aber schier unmöglichen Treffens zwischen Vater und Sohn langweilt nur, weil der Trailer bereits verrät ob es zu einem Wiedersehen kommen wird.
Aber machen wir uns nichts vor. Der Trailer zum Film ist nicht der einzige Grund, weshalb das Drama von Connie Walther nicht gut weg kommt. Sicher, die herausgezogenen Farben, die ausgewaschene, graue Bilder mit nur einzelnen Farbakzenten erzeugen, wirken unangenehm kalt und sind so ein perfektes Abbild des Innenlebens der Protagonisten. Auch Ulrich Noehten macht seine Sache gewohnt gut als Ex-Terrorist, der aus Prinzip den Krieg nicht aufgegeben will, auch wenn der Gegner nicht mehr genau zu benennen ist. Notfalls zieht er eben gegen sich selbst ins Feld. Aber der Rest ist weit weniger berauschend und zwar unabhängig davon, ob es jetzt skandalös ist oder nicht, dass das ehemalige RAF-Mitglied Peter-Jürgen Boock für seine Beteiligung am Drehbuch mit öffentlichen Fördergeldern bezahlt wurde
Schon die Einführung der Hauptdarstellerin Franziska Petri ist in dieser Weise völlig sinnlos. Sie ruft unweigerlich eine Assoziation mit Botticellis Venus hervor, was allerdings absolut unpassend für die Figur der Valerie ist.
Bis es endlich zu den Dreharbeiten kam, dauerte es zehn Jahre. Eine Zeitspanne, die sich für die von Uli Hermann geschriebenen Dialoge nicht unbedingt als fruchtbar erwies. Sie sind nicht nur hölzern, sondern in manchen Fällen schlicht und ergreifend schlecht. Ein kleines Beispiel:
und wenn du das dann checkst, ja, dann merkst du einfach, da ist jemand, der so ist wie du! Dieser Satz fällt, nachdem Valerie eine Dose aufmacht, ohne hinzusehen. Widmer unterstellt ihr, sie könne genauso gut mir einer Pistole umgehen, später wird sich allerdings herausstellen, dass sie das nicht kann. Auch die Fäkalsprache, die den Figuren häufig in den Mund gelegt wird, ist weniger drastisch oder provokant, sondern eher nervend.
Der Nebenhandlungsstrang mit Widmers Anwältin Ellen Weber (Tatja Seibt) und dem Polizisten Decker (Uwe Kockisch) ist ebenfalls vollkommen unnötig und die Tatsache, dass Widmers Sohn Samy (Christoph Bach) in einer homosexuellen Beziehung lebt nur um dem Bild seines Vaters komplett nicht zu entsprechen wirkt zu gewollt und pseudo-modern.
Ja, es mag etwas Neues sein, dass Connie Walther mehr an den Hinterbliebenen der RAF-Opfer interessiert ist, aber zumindest was Valerie betrifft die im Lauf des Films immer mehr in der Vordergrund rückt braucht es die RAF-Thematik nicht unbedingt. Ein Banküberfall könnte genauso Ursache ihrer Misere sein. Es ist auch nachvollziehbar, dass sich die Protagonisten titelgemäß in einer Schattenwelt befinden, noch nicht in der Gegenwart angekommen sind, weil sie ihre Vergangenheit mit sich herumschleppen und die natürlich schwerer wiegt, als bei anderen. Und ja, ein großes Thema ist Lieblosigkeit, Lieblosigkeit gegen sich selbst und andere, eine Lieblosigkeit, die sich von Generation zu Generation weiter frisst, bis nichts mehr da ist, es sei denn, man findet einen Weg, sie zu stoppen. Aber diese verschwimmenden Grenzen zwischen Gut und Böse sind längst nichts Neues mehr.
Ein gutes Thema und ein neuer Blickwinkel machen noch lange keinen guten Film. Walthers Drama kann das Niveau der starken Anfangssequenz einfach nicht halten.
Fazit: Ein RAF-Drama aus Sicht eines Opfers aber eine neue Herangehensweise ist noch lange kein Garant für einen guten Film.