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Unter Kontrolle

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Unter Kontrolle: Schön bebilderte Dokumentation über das Für und Wider der Kernkraft, die durch die Ereignisse in Japan eine neue Aktualität erhalten hat.

Handlung und Hintergrund

Spätestens seit dem Unglück von Fukushima ist das Thema Atomkraft wieder in aller Munde, wobei selten die Betreiber der Kraftwerke zu Wort kommen. Die Dokumentation „Unter Kontrolle“ hingegen widmet sich weniger den Stimmen von der Straße als direkt den Objekten der Aufregung. Sie konzentriert sich auf das Innere diverser Kernkraftwerke. Arbeitsabläufe, Beteuerungen der Pressesprecher über die Zuverlässigkeit, gigantische Schalttafeln, dröhnende Turbinenhallen, weiß glühende Brennstäbe im Kühlwasser, Betriebsbesprechungen, Übungen im Schulungszentrum und Wartungsarbeiten.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Volker Sattel
Produzent
  • Susann Schimk,
  • Jörg Trentmann
Drehbuch
  • Volker Sattel,
  • Stefan Stefanescu
Kamera
  • Volker Sattel
Schnitt
  • Volker Sattel,
  • Stephan Krumbiegel

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Volker Sattel zeigt die Arbeit in einem Atomkraftwerk, unterhält sich mit Experten, Befürwortern und Kritikern und zeigt, was passiert, wenn ein solches Gebäude auf einmal nicht mehr „benötigt“ wird. Für all diese Vorgänge lässt sich Sattel ausreichend Zeit, wählt Einstellungen, die dem Zuschauer Raum für eigene Reflektionen lassen. Der sachliche Stil von Kamera und Inszenierung zeigt die Unnatürlichkeit der Arbeit in einem Atomkraftwerk auf, der Film dokumentiert eine streng mechanisierte Welt der alten Technik. Die Informationen haben enzyklopädische Ausmaße. Dabei enthält sich Sattel selbst jeglicher Wertung, er zeigt nur, lässt die Bilder der imposanten Gebäude und die Landschaften, in denen sie zu finden sind, sinnlich auf den Zuschauer wirken, ohne zu intellektualisieren. Die klassische Chronistenplicht des Filmemachers wird hier hundertprozentig erfüllt, der Zuschauer wird förmlich gezwungen hinzusehen und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eine werthaltige Dokumentation und eine gelungene filmische Zwischenbilanz zum Thema Atomkraft.

      Jurybegründung:

      Manchmal ist äußerste Sachlichkeit die effektivste Polemik. Volker Sattel zeigt 98 Minuten lang nur Technologie. Er zeigt sie so, dass man einen Eindruck von den Funktionen, dem Zustand und der Architektur der einzelnen Einrichtungen hat. Erklärt werden sie von den dort arbeitenden Spezialisten. Es gibt keinen Kommentar und wenn (wie einige Jurymitglieder meinten) eine Wertung in Bildauswahl und Montage spürbar werden sollte, ist sie so subtil, dass sie kaum zu analysieren wäre.

      Sattel hat mit der Kamera eine unendlich scheinende Reihe von Atomkraftwerken, Urananreicherungsstätten und Atommülllager, Forschungsinstitute und Simulationsanlagen besucht, und so gibt sein Film einen im doppelten Sinn des Wortes erschöpfenden Eindruck von dem Aufwand, mit dem in Deutschland versucht wird, die Atomenergie unter Kontrolle zu halten. Die Leitstellen mit den Armaturen aus den 70er Jahren, die vielen Sensoren, Alarmanlagen, automatischen Abschaltvorgänge, Dekontaminierungsschleusen, die Vernebelungsmaschine, mit der im Fall eines Flugzeugangriffs die gesamte Anlage getarnt werden soll, die endlos lange Abfahrt in die Lagerstätte, in der Atommüll vermeintlich sicher gelagert wird - all das vermittelt den Eindruck, dass ständig die Katastrophe lauert, und nur mit den gezeigten monumentalen Anstrengungen verhindert werden kann. Trotz der modernen Forschungsansätze, von denen die Wissenschaftler in ihren Instituten reden, und den hoffnungsfrohen Prognosen bei einem Kongress der Atomindustrie wird hier die Archäologie der Atomkraftnutzung betrieben - man sieht die Kühltürme des ?Schnellen Brüters‘ in Kalkar, in denen heute das Karussell eines Vergnügungsparks aufgebaut ist und die Demontagearbeiten in einem stillgelegten Atommeiler, die noch jahrzehntelang weitergeführt werden müssen. Beängstigend daran ist, dass die Anlagen aus den 70er und 80er Jahren schon so offensichtlich veraltet sind, der Beton zu bröckeln beginnt und die damalige Aufbruchstimmung so offensichtlich versiegt ist, aber die dort geweckte radioaktive Strahlung über unvorstellbare Zeiträume hinaus wirksam sein wird. Sattels Film legt solch eine Folgerung nahe - suggeriert sie aber nicht, wenn man von dem so final wirkendem Alarm am Ende absieht. Dieses überdeutlichen Signals hätte es gar nicht bedurft - der Film beeindruckt durch seine stilistische Konsequenz und Materialfülle, sodass es auch hier ausreicht, die Instrumente zu zeigen.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Unter Kontrolle: Schön bebilderte Dokumentation über das Für und Wider der Kernkraft, die durch die Ereignisse in Japan eine neue Aktualität erhalten hat.

      Kernenergie als Utopie: sachliche Innenansichten zur Reaktorsicherheit in Deutschland befeuern die aktuelle politische Diskussion.

      An eindringlichen Schreckensbildern zum Atomalb mangelt es kurz nach Fukushima wahrlich nicht. Mitten ins Moratorium platzt der Berlinale-Beitrag und Eröffnungsfilm des Dok.fest - die Anatomie eines Atomkraftwerks. Volker Sattels betont nüchterne, unvoreingenommene Studie verzichtet auf Alarmismus und enthält sich einer Wertung. Damit ist die Selbstrepräsentation der deutschsprachigen Atomindustrie, bei der viele Befürworter zur Sprache kommen, das genaue Gegenteil eines Michael-Moore-Films: Keinerlei Machenschaften werden aufgedeckt, keine Skandale enthüllt. Panorama statt Polemik.

      In kontemplativen Cinemascope-Kamerafahrten zeigt Sattel das Innere diverser Kernkraftwerke. Arbeitsabläufe, Beteuerungen der Pressesprecher über die Zuverlässigkeit der redundanten Sicherheitssysteme, gigantische Schalttafeln, dröhnende Turbinenhallen, weiß glühende Brennstäbe im Kühlwasser, Betriebsbesprechungen in Fachchinesisch, Dekontamination, Übungen im Schulungszentrum, Wartungsarbeiten - all das bleibt unkommentiert, unwidersprochen. Und ist doch entlarvend: Da wirkt die schwindelerregende Komplexität dieser an alte SF-Movies erinnernden Anlagen beklemmend, auch weil die umherstreifende Kamera stets Distanz zu den Aussagen wahrt.

      Wenn der Betriebsakademiker Unfälle für „nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen“ hält, hat ihn die Realität soeben gnadenlos überholt. Wenn bei einer Störfallsimulation der Vollalarm heult und zahllose Warnleuchten wild blinken, spürt man, wie rasch einem diese Technik über den Kopf wachsen kann. Sattel destilliert nicht nur den Kontrast zwischen der idyllischen Architektur des Werksgeländes und den gefährlichsten Kräften des Universums zu einem wahrhaften Unbehagen. Er wendet sich mit kühler Industrieästhetik auch kritischen Stimmen wie dem Wiener Institut für Risikoforschung zu.

      Letztlich erzählt die stilistisch ausgefeilte Doku vom Imagewandel der Kernkraft und ihrem langsamen Niedergang. Eine Abwärtsfahrt in das Zwischenlager Gorleben, wo Hunderte Fässer für ein paar Äonen unter Tage lagern müssen, vor sich hinköchelnde CASTOR-Behälter, oder die Bauruine eines schnellen Brüters, ein Multimilliardengrab: Hier werden Hinterlassenschaften und wahre Kosten der vermeintlich billigen und klimaneutralen Kernkraft klar. Ein leidenschaftliches Pamphlet sucht man in der Bestandsaufnahme vergeblich, Denkanstöße für den mündigen Bürger findet man umso mehr. Obendrein filmt Sattler das sicherste AKW der Welt: Es ist außer Betrieb. tk.
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