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Winterkinder

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Winterkinder - Die schweigende Generation: Dokumentarfilm über die Familie des Regisseurs und wie sie mit der NS-Vergangenheit des (Groß-)Vaters umgeht.

Poster

Winterkinder

Handlung und Hintergrund

Eine ganz normale deutsche Familie entdeckt die eigene Vergangenheit. Großvaters Verstrickungen in den Nationalsozialismus wurden jahrelang verdrängt und verheimlicht. Nun bringt die Entscheidung der Mutter, die kritische Beschäftigung mit der Einstellung ihres Vaters zuzulassen, unverhofft Bewegung in scheinbar festgefahrene Familienstrukturen.

Regisseur Jens Schanze stellt die Geschichte der eigenen Eltern, Großeltern und Geschwister in den Mittelpunkt eines sehr persönlichen Dokumentarfilms über Vergangenheitsbewältigung und den individuellen Umgang damit.

Regisseur Jens Schanze, 1971 geboren, folgt nach den Erzählungen seiner Mutter den Spuren seines Großvaters, den keiner der Enkel gekannt hat. Ganz unerwartet tauchen dabei Informationen auf, die so gar nicht in das Bild des liebevollen Mannes passen, das Schanzes Mutter vermittelt hatte. Tatsächlich war Großvater Schanze Funktionär der NSDAP.

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2002 hieß es in einer Forsa-Umfrage, 49 Prozent der Deutschen glaubten, ihre eigenen Vorfahren wären dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber gestanden. Für Jens Schanze, Jahrgang 1971, Grund genug, einmal in der eigenen Familie nachzuforschen. Dabei stieß er auf seinen Großvater, den er nie kennen gelernt hat. Dieser trat 1933 in die NSDAP ein, arbeitete als Schulungsleiter in Niederschlesien, wurde nach dem Krieg gegen eine „Geldsühne“ von 50,- DM entnazifiziert und starb 1954 bei einem Autounfall in der BRD.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jens Schanze
Darsteller
  • Antonie Schanze,
  • Horst Schanze,
  • Kerstin Schanze,
  • Bärbel Schanze,
  • Annette Schanze,
  • Andrea Schanze,
  • Edith Lehmann,
  • Janina Zalas
Drehbuch
  • Jens Schanze
Musik
  • Erik Satie
Kamera
  • Börres Weiffenbach

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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1 Bewertung
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Kritikerrezensionen

    1. Im Winter beginnt er, mit einer langsamen, zögerlichen Annäherung an das Elternhaus. Der Film endet dann im Sommer, mit einem Familientreffen: Jens Schanze hat mit seinen Fragen zur Nazivergangenheit des Großvaters die Familie wieder enger zusammengeführt, und so erzählt der Film nicht nur von der Vergangenheit, sondern auch von der Spurensuche, die Menschen zueinander bringen, zumindest ihre Beziehungen stärken kann.

      Man weiß ja schon alles über die Nazis, tausendmal gehört in tausend Schulstunden, Büchern, Fernsehsendungen. Schließlich ist die Frage nach der Schuld der älteren Generation spätestens seit den gesellschaftlichen Umbrüchen in den 1960er Jahren virulent, wenn es jetzt auch nicht mehr um die Sünden der Väter, sondern die der Großväter geht. Man ist schon übersättigt von den Fakten; und deshalb ist es dringend notwendig, das Thema auf die persönliche, subjektive Ebene zu bringen, so wie Jens Schanze es tut. Das scheint die heute einzig mögliche Form der Beschäftigung mit der Nazizeit zu sein: der Blick zurück in die eigene Familienvergangenheit, die verwoben ist mit der Weltgeschichte.

      Das Fragen nach der Vergangenheit ist unangenehm: Für die Mutter, geboren 1933, der jetzt ein neuer, anderer Blick auf den eigenen Vater und die glückliche Kindheit aufgezwungen wird, wie auch für den Fragesteller Jens, der in der Wunde bohren muss, um Antworten zu erhalten.
      Der Großvater war in Neurode in Niederschlesien ein Funktionär der NSDAP gewesen, ein fanatischer Redner, ein Verehrer Hitlers, ein Antisemit. Und er war der liebende Vater, der auf Geburtstagen Kasperltheater aufführte und später, als die Russen kamen, seiner Familie zur Flucht verhalf, wofür er aus der Partei ausgeschlossen wurde. Er war ein Täter; und über seine Täterschaft wurde in der Familie jahrzehntelang geschwiegen. Jetzt, 60 Jahre nach der Flucht, ist eine Auseinandersetzung schwierig, sogar unmöglich. Aber eine Wiederkehr des Verdrängten ist unabwendbar zur Aussöhnung mit der Schuld, die die Familie auf sich geladen hat - und sei es nur durch das Schweigen über die Verstrickungen in die Nazi-Ideologie.

      Die Mutter, später auch die ganze Familie, kehren zurück nach Neurode, heute in Polen gelegen, sie besuchen die alte Heimat. Und sie erkennen, bis zu einem gewissen Grad, das Familientrauma; und dazu gehört auch die Lebensangst der Flucht, die sich bis in die Generation von Jens, auf eine seiner Schwestern, übertragen hat. Am Ende zeigt Jens seiner Familie eine Musterkopie seines Filmes über sie. So ein persönlicher Film, fragt die Mutter, ob andere Leute das wohl verstehen?

      Sie werden es verstehen, die NSDAP hatte 10.000.000 Mitglieder.

      Fazit: Persönlicher Film über die Geschichte einer Familie, die die Geschichte vieler Familien ist.
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    2. Winterkinder: Dokumentarfilm über die Familie des Regisseurs und wie sie mit der NS-Vergangenheit des (Groß-)Vaters umgeht.

      Nach Malte Ludins „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihm weiß“ geht nun auch Jens Schanze, der 2002 für „Otzenrather Sprung“ den Grimme-Preis erhielt, mit seiner autobiografischen Dokumentation in der eigenen Familie auf Spurensuche und bringt die NS-Vergangenheit seines Großvaters zur Sprache.

      2002 hieß es in einer Forsa-Umfrage, 49 Prozent der Deutschen glaubten, ihre eigenen Vorfahren wären dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber gestanden. Dieses Resultat war für Jens Schanze, Jahrgang 1971 und Absolvent der Dokumentarfilmabteilung der Filmhochschule München, Ansporn, in der eigenen Familie nachzuforschen. Heraus kam ein sehr persönlicher, tief bewegender und höchst ehrbarer (HFF-Abschluss-)Film über

      den Großvater. Der trat 1933 in die NSDAP ein, arbeitete als Schulungsleiter in Niederschlesien, wurde nach dem Krieg gegen eine „Geldsühne“ von 50,- DM entnazifiziert und starb 1954 bei einem Autounfall in der BRD.

      Doch wie der Titel schon impliziert, handelt „Winterkinder“ nicht nur von der Vergangenheit, sondern auch davon, wie die Nachfolgegenerationen mit ihr leben, mit ihr umgehen. In Interviews mit den Eltern - die Brüder der Mutter verweigerten indes die Zusammenarbeit - und den vier (älteren) Schwestern versucht der Regisseur, der auch für Buch, Schnitt und Produktion verantwortlich zeichnet, das Schweigen zu brechen und Antworten zu erhalten.

      Die mitunter recht dürftig ausfallen. Zumindest aber gelingt es dem Filmemacher, eine neue Offenheit unter den Familienmitgliedern zu erzeugen. Was er auch optisch unterstreicht, indem er die Schanzes am Ende einer langen Reise durch den Winter auf einer frühlingsbunten Wiese in Niederschlesien zusammenkommen lässt. Bleibt trotz ehrenwerten Ansatzes der Wunsch nach einer tiefergehenden Aufarbeitung des Themas. lasso.
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      1. Eine Familie begegnet ihrer Vergangenheit, weil der jüngste Enkel nachfragt. Es ist der Filmemacher selbst, und seine Mutter hat sich bereit erklärt, sich ihrem lange toten Vater anzunähern, der Leiter eines Bergwerks in Niederschlesien und überzeugtes nationalsozialistisches Parteimitglied (seit 1933) war.

        Aus dem Schweigen wird ein Familien-Prozess der Annäherung aneinander. Viele bewegende Momente zeigt die Kamera, auch den Besuch der alten Wohnung in Niederschlesien und den Gang der Familie zum nahegelegenen KZ Groß-Rosen. All das ist unspektakulär. Aber beeindruckend und authentisch. Der sensible Film läßt seinen Personen und auch den Zuschauern Raum - und er macht an einem alltäglichen Beispiel deutlich, welches tiefe private Schweigen jenseits der Medien (Bücher, Filme) über der deutschen Vergangenheit liegt.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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